Läuft

April 2nd, 2017 | Posted by Tanja in Allgemein

„WAS IST DENN DA LOS?“ brüllt der Kerl, der in 26A zumeist hinter mir steht, regelmäßig im Spiel, wenn ein Pass nicht ankommt oder sonst eine Aktion nicht seinen Vorstellungen entspricht. (Manchmal würde sogar mein Halbwissen reichen, um so manch eine Einschätzung zu widerlegen, aber ich guck dann doch lieber weiter Fußball.)
Tja, aber was ist da los? Es läuft. Und es ist Ruhe. Unfassbar. Aber wahr. Die AG hat in den vergangenen drei bis sechs Monaten verdammt viel richtig gemacht. Der Rückzug von Jörn Wolf, die Entlassung von Hilke, der Rücktritt von Gernandt als AR-Vorsitzender, die Demission von Beiersdorfer – offensichtlich Glücksfälle für den HSV. Denn plötzlich hast du Leute an der Spitze des Clubs, die mit einer Menge Realismus an die Sache gehen und nicht irgendwelchen längst überholten Ammenmärchen nachhängen.
„Der Anspruch des HSV muss es sein, dauerhaft in der ersten Liga zu spielen“, gibt Heribert Bruchhagen als Zielsetzung aus und ich möchte ihn dafür umarmen (um ihn nicht völlig zu verschrecken, beschränke ich mich aber auf heftiges zustimmendes Nicken). Denn das und nur das muss in der Tat das Ziel sein. Kein „der HSV gehört unter die ersten Fünf“, kein „Aufstellen für Europa“, kein „die Leute erwarten hier jedes Jahr einen Top-Spieler“ (ernsthaft, Didi, mit wem hast du bloß geredet, dass du davon so fest überzeugt bist?). Einfach mal solide arbeiten, Tabellenplätze im gesicherten Mittelfeld erreichen, Schulden abbauen und vielleicht ein paar Talente hervorbringen. Das wär’s. Vor allem wäre das langfristig gesehen ein verdammt großer Erfolg für den HSV.
Und, so naiv das auch klingen mag, ich habe derzeit Hoffnung. Die Mannschaft spielt (für HSV-Verhältnisse der vergangenen Jahre) erfolgreichen Fußball, der Trainer hat einen Plan, der Sport-Direktor auch, der Vorstandsvorsitzende weiß, wie man spart. Und, was ein bisschen untergeht, plötzlich haben wir einen Aufsichtsratvorsitzenden, der keine Interviews gibt. Die Ernennung von Dr. Andreas Peters war meiner Meinung nach die beste Entscheidung, die rund um den Aufsichtsrat des HSV in den vergangenen Jahren getroffen wurde.
Wenn der jetzt eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird, ist mir das erste Mal seit Jahren nicht bange um die Zukunft des HSV.
Noch eine Anmerkung zum Spiel gestern: Wenn der dauernde Abstiegskampf (und wohl auch die neue Besonnenheit in der Führungsspitze) etwas bewirkt hat, dann das Zusammenwachsen von Team und Fans. Nach 80 Minuten hatten sich eigentlich alle mit dem Unentschieden abgefunden, es war insgesamt den Nachmittag eher ruhig, aber ein paar komische Schiedsrichter-Entscheidungen reichten, um die Ränge aufzuwecken und plötzlich wurde es lauter im Stadion. Und die Mannschaft hat das auch gemerkt, allen voran Lewis Holtby, der immer ein sehr feines Näschen für Stimmung hat. So begann dann doch noch die Schlussoffensive mit dem grandiosen Siegtreffer in der Nachspielzeit. Eine solche Explosion des Jubels habe ich, glaube ich, seit Karlsruhe nicht erlebt. Wahnsinn.

NUR DER HSV!

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