Wenn der geneigte Leser mir auf Twitter folgt oder auch meine Wortbeiträge im HSV-Talk bei meinSportradio.de verfolgt, könnte er mitbekommen haben, dass ich eine klitzekleine Schwäche für Tschechen im HSV-Trikot habe.
So sollte es auch keine Überraschung sein, dass ich mich gestern auf dem Weg in die Arena im Volkspark machte, um noch einmal DAVID JAROLIM! SCHALALALALA! im HSV-Trikot spielen zu sehen. Solche Kicks meide ich normalerweise, aber es war für Jaro, der neun Jahre die Knochen für den HSV hingehalten hat. Ich weiß, dass er sich in den neun Jahren nicht unbedingt nur Freunde gemacht hat (eher im Gegenteil) und dass er selbst bei einigen HSVern nicht gut gelitten war (nicht wahr, @hertizworld?). Da war die Fallsucht (die dem HSV viele wichtige Freistöße eingebracht hat), die kleinen, nickeligen Fouls (die dem gegnerischen Mittelfeld das Spielen schwer machten) und die Verschleppung des Spiels (aber selbst in den guten Zeiten waren auch seine Mitspieler nicht unbedingt für Schnelligkeit bekannt). Aber was man Jaro nie vorwerfen konnte: Unprofessionalität. Er hat immer alles für seinen Verein gegeben, ist, egal ob mit oder ohne Kapitänsbinde, vorweg gegangen und hat seinen Körper geschunden. Das machte ihn so wertvoll und deswegen hatte er das Abschiedsspiel so redlich verdient! Danke für alles, Jaro!
Und dann war da noch der Flashback in die guten, gar nicht so alten Zeiten. Was standen da für tolle Spieler in Jaros HSV-Dreamteam! Die Tricks von Guuuuuyyyyyy Demel und Timothee Atouba passen (leider) nicht mehr in die heutige Zeit des One-Touch-Fußballs, Meeeeeehdiiiiii Mahdavikia und Sergej Barbarez waren selbst zu ihren aktiven (und durchtrainierten) Zeiten nicht gerade für schnelles Konterspiel prädestiniert, aber sie brachten gestern die Erinnerung an tolle EUROPAPOKAAAL-Abende und großartige Spiele zurück.
Aber kommen wir zurück zu „meinen“ Tschechen. Zunächst einer, der nie beim HSV gespielt hat: Jan Koller. Mittlerweile 42 Jahre alt waren wir alle von seinem Spiel beeindruckt. Äußerlich unverändert war Koller nicht nur ob seiner 2,02 Meter auffälligster Spieler in Jaros Tschechien-Dreamteam. Lief viel, agierte teilweise als Spielmacher, wagte sich in Dribblings (wurde dabei allerdings auch einmal von Atouba nach allen Regeln der Kunst abgekocht) und machte auch noch Tore. Toller Auftritt!
Apropos äußerlich unverändert. Dass Sportler nach ihrer Karriere ein paar Pfunde zulegen, ist ja eher die Regel, aber die Transformation von Tomas Ujfalusi überraschte wohl alle im Stadion. Nicht nur der kleine Ruhestandsbauch, vor allem die Haarpracht war doch etwas, nennen wir es mal ungewohnt. Kannten wir „Uschi“ alle noch mit langer Mähne, nur durch Haarreif gebändigt, ist das Haupthaar mittlerweile komplett weggeschert und durch einen (durchaus beeindruckenden) dunklen Bart ersetzt worden. Nicht nur @nurdertim fühlte sich bei dem Aussehen an einen Boss einer Motorradgang erinnert. Aber auch Ujfalusi zeigte, warum er mal einer der besten Innerverteidiger war und warum der HSV einen wie ihn (in ein paar Jahren jünger) derzeit richtig gut gebrauchen könnte: Er hat einfach unglaublich viel Übersicht und kann mit großartigen Pässen das Spiel eröffnen.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass auch in der aktuellen Mannschaft noch zwei Tschechen stehen. Ich glaube, Petr Jiracek kann viel mehr, als wir bisher von ihm gesehen haben. Zumindest hat er es mitterweile schon mal angedeutet, als man ihn endlich auf der 6 bzw. 8 hat spielen lassen. Und natürlich Jaroslav Drobny, der großartige Kerl! (Kleiner Zwischenruf: Ey, Adler und vor allem Knäbel: Drobo hat nicht nur aus Gewohnheit die Nummer 1 auf dem Rücken!) Auch wenn Drobo auch gestern in einer Szene schon wieder nicht auf mich gehört hat (ich sag nur „kurze Ecke„), bleibt er die große Integrationsfigur der aktuellen Mannschaft. Keiner hat ein so gutes Standing in der Mannschaft, bei den Verantwortlichen und bei den Fans (nicht nur bei mir!).
Also mein Rat an die AG: Verpflichtet mehr Tschechen, die sind super!
NUR DER HSV!
P.S.: Der einzige bleibende Schaden, den ich mir beim Besuch des Kicks zugezogen habe: Die Winnetou-Melodie als Ohrwurm. Danke auch dafür, Jaro! 😉
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