Mit den Legenden ist das so eine Sache: Sie sind höchst subjektiv und gehören oftmals ins Reich der „urban legends“.
So glaubt man beispielsweise in dem Ort, um den die Weser einen Bogen macht, dass Papierkugeln entscheidend sind (nein, es war das vorher nicht gepfiffene Foul an Olic, das den Ausschlag gab) oder dass ein falsch gehaltenes Banner bei einer Choreo Anlass zum Spotten ist (nein, es hat die Choreo für Hermann nur noch einzigartiger gemacht).
Der Fußball lebt von seinen „invented traditions“, wie es Soziologen nennen. Die Traditionen dienen zur Unterscheidung. So ist Fair Play beispielsweise eine Erfindung britischer Aristokraten, die, als der noch junge Sport in Arbeiterschichten populär wurde, sich zu eben jenen, die ihrer Meinung nach dreckig spielten, abgrenzen wollten. Genau so verhält es sich mit Traditionen und Legenden der Vereine – sie dienen zur Identifikation mit dem eigenen Verein und zur Abgrenzung zu anderen Vereinen, denn sonst wären ja alle nur Fans des Fußballs an sich.
Deswegen fällt es mir zum Beispiel schwer, mich mit den sogenannten Plastik-Vereinen anzufreunden. Man kann sich zwar ein Gründungsdatum im vorletzten Jahrhundert zulegen, es fehlen aber trotzdem die Legenden, die Identifikation schaffen.
Warum ich das alles schreibe? Weil ich heute von einer HSV-Legende Abschied genommen habe. So weit ich Fußball und HSV zurückdenken kann, war Hermann Rieger immer da und für mich unzertrennlich mit meinem Verein verbunden. Das wiederum verbindet mich mit vielen anderen HSV-Fans, von denen jeder seine eigene Hermann-Geschichte erzählen kann. Derzeit tut der Verlust noch zu sehr weh und die Erinnerung bringt Tränen, doch hoffe ich, in nicht allzu ferner Zukunft mit anderen HSVern zusammen zu stehen und der Gedanke an Hermann bringt ein Lächeln hervor, weil die Erinnerung an diesen großartigen Menschen gut tut. Weil der Austausch von Hermann-Geschichten uns verbindet. Weil Hermann unsere Legende ist.
Und Legenden sterben nie – sie leben immer weiter in unseren Geschichten, Erinnerungen und Herzen.
Servus, Burschi!
NUR DER HSV!
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