Lieber HSV

August 10th, 2015 | Posted by Tanja in Allgemein

wir müssen reden. Unsere Beziehung ist intensiv, ich liebe dich, doch scheinen wir derzeit in sehr entgegengesetzte Richtungen zu gehen.

Ich dachte, die Sommerpause täte uns gut. Wunden lecken, sich wieder auf das Wesentliche besinnen und dann mit neu entfachter Leidenschaft durchstarten. Aber so einfach ist das wohl nicht.

Ich weiß, du wünscht dir, dass ich dir vertraue, dass ich dich uneingeschränkt unterstütze, aber es ist so viel vorgefallen, dass mir das immer schwerer fällt. Das Grundvertrauen in einen HSV-Sieg ist mir in den vergangenen zwei Saisons abhanden gekommen, das tut weh, sehr weh. Du hast gesagt, du wirst dich ändern, solider und verlässlicher werden. Das ist irgendwie nach hinten losgegangen.

Du wolltest dich mehr um unseren Nachwuchs kümmern. Aber ich habe das Gefühl, in erster Linie versuchst du ihn aus dem Haus zu bekommen. Natürlich müssen die Jungs irgendwann selbstständig werden, doch wünschte ich, dass sie dann immer noch wissen, wo ihr Zuhause ist und fühlen, dass sie hier immer willkommen sind. Und manchmal muss man ihnen dafür einfach mal die Chance geben, sich zu beweisen. Hier, bei uns. Das sehe ich derzeit einfach nicht, da fehlt mir das versprochene Entgegenkommen deinerseits.

Vielleicht liegt das Problem auch viel tiefer. Ich spüre, wie ich mich immer weniger mit dir und deinen Werten identifizieren kann. Deine Marketingaktionen nerven mich, die Fanartikel lassen mich kopfschüttelnd zurück, mit vielen Spielern kann ich nichts anfangen, aber das ist nicht deine Schuld. Es liegt an mir. Ich will nur Fußball, nicht das ganze Trara drumherum, aber das gehört wohl mittlerweile dazu.

Was ich dir zu Gute halten muss: Du kommunizierst jetzt besser, redest offen über deine Befindlichkeiten, das finde ich gut. Das gab mir ein Fünkchen Hoffnung, dass wir wieder zusammenfinden können. Deshalb war ich so gespannt auf das erste Pflichtspiel der Saison, wenn es endlich wieder nur um Fußball geht und alles andere verblasst.

Aber das, was ich gestern sah, war erschütternd. Nein, es geht nicht darum, dass wir gegen einen Viertligisten ausgeschieden sind. Das kann passieren, das ist nach zwei Tagen vergessen. Natürlich rennt der unterklassige Verein mehr und es sieht so aus, als würden die Profis nicht kämpfen, aber auch das ist kein Vorwurf, sondern eher eine optische Täuschung. Das Erschreckende für mich war einfach, dass es so aussah wie vergangene Saison, dass die Mannschaft immer noch keinen Plan hat, wie sie Fußball spielen soll, dass ich keine Struktur auf dem Feld sehen konnte. Es war ja nicht so, dass der FCC nur gemauert hätte und mit Glück ein Ding reingemacht hat. Nein, Jena hat verdient gewonnen, weil sie selbst bei eigener Führung sich nicht zurückgezogen haben und auf ein weiteres Tor drängten. Unser Offensivspiel hingegen war sehr auf Zufall und Schiedsrichter-Glück ausgelegt. Das Positive: Viel schlechter geht es nicht mehr. (Ja, ich zahl 5 Euro in die Stammtisch-Phrasen-Kasse.)

Und während ich früher Argumente aufgezählt hätte, warum wir am Freitag eine realistische Chance bei den Bayern haben, hoffe ich heutzutage, dass es nicht allzu bitter wird. So weit ist es mit uns schon gekommen. Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam diese schwere Phase überstehen und unsere Beziehung die Belastung unbeschadet überdauert. Aber es wird nicht leicht.

In Liebe,
Tanja

P.S.: TORWARTDISKUSSION!

You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 You can leave a response, or trackback.

4 Responses

Leave a Reply to Ein Fan Cancel reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert